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KategorienPro und ContraPro & Contra: Wie ökologisch sind Altkleidersammlungen?

Ausgemusterte Kleidung über Altkleidercontainer zu spenden, erscheint als einfache und nachhaltige Möglichkeit, nicht mehr benötigte Kleidung weiterzugeben. Doch wie ökologisch sind Altkleidersammlungen wirklich? In diesem Artikel betrachten wir die Vor- und Nachteile und werfen einen Blick darauf, was mit der Kleidung nach der Sammlung passiert. Außerdem stellen wir umweltfreundlichere Alternativen vor.

Pro: Vorteile von Altkleidersammlungen

1. Ressourcenschonung durch Wiederverwendung:

Altkleidersammlungen tragen zur Schonung von Ressourcen bei, indem sie die Wiederverwendung von Kleidung ermöglichen. In Österreich fallen jährlich rund 221.800 Tonnen Textilabfälle an, von denen nur etwa 17 % wiederverwendet oder recycelt werden. Der Großteil dieser Abfälle (77 %) wird verbrannt, während nur ein kleiner Teil für den Secondhandbedarf genutzt oder recycelt wird. Durch die Wiederverwertung dieser Textilien wird die Nachfrage nach neuen Kleidungsstücken reduziert, was wiederum den Verbrauch von Rohstoffen, Wasser und Energie verringert. Gut erhaltene Kleidung kann in Secondhand-Läden verkauft oder an Bedürftige weitergegeben werden, was die Lebensdauer der Kleidung verlängert.

2. Unterstützung sozialer Projekte:

Viele Altkleidersammlungen in Österreich werden von karitativen Organisationen wie der Caritas, dem Roten Kreuz oder der Volkshilfe durchgeführt. Die Erlöse aus dem Verkauf der gespendeten Kleidung fließen oft in gemeinnützige Projekte, die Menschen in Not unterstützen. Darüber hinaus schaffen sozialwirtschaftliche Textilsammler Arbeitsplätze, insbesondere für benachteiligte Gruppen wie Langzeitarbeitslose oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Dies stärkt nicht nur die soziale Struktur, sondern entlastet auch die Sozialbudgets der Gemeinden.

3. Reduzierung von Textilmüll:

Angesichts des steigenden Konsums von Fast Fashion, der die Menge an Alttextilien jährlich um rund zehn Prozent erhöht, helfen Altkleidersammlungen dabei, die Menge an Textilmüll zu verringern. In Wien werden beispielsweise jährlich etwa 10.000 Tonnen Alttextilien gesammelt. Dies verhindert, dass große Mengen an Kleidung im Restmüll landen, was die Abfallberge reduziert und zur Kreislaufwirtschaft beiträgt.

Contra: Nachteile und Herausforderungen von Altkleidersammlungen

1. Mangelnde Transparenz und Verwertung:

Ein Problem bei Altkleidersammlungen ist die mangelnde Transparenz darüber, was mit den gesammelten Kleidungsstücken geschieht. Ein großer Teil wird ins Ausland exportiert, oft in Länder des globalen Südens. Dort kann dies die lokale Textilindustrie beeinträchtigen und zu einer Überflutung mit minderwertiger Kleidung führen, die letztlich auf Deponien landet. Zusätzlich kann die dortige Textilindustrie nicht mit den geringen Preisen mithalten. Gleichzeitig ist die Bevölkerung vor Ort z.T. auch wirtschaftlich vom Weiterverkauf günstiger Kleidung aus Europa abhängig.

2. Ökologischer Fußabdruck durch Transport:

Der Transport der gesammelten Kleidung, insbesondere wenn sie in andere Länder exportiert wird, verursacht CO₂-Emissionen und trägt somit zur Umweltbelastung bei. Dies mindert die ökologische Bilanz der Sammlungen. Der Export von Alttextilien nach Afrika und Asien, wo ein Großteil der EU-Alttextilien landet, verstärkt dieses Problem.

3. Förderung von Überproduktion:

Altkleidersammlungen können indirekt das Konsumverhalten fördern, da sie eine bequeme Entsorgungsmöglichkeit bieten. Dies könnte dazu führen, dass Menschen mehr Kleidung kaufen, als sie tatsächlich benötigen, da sie wissen, dass sie die alten Stücke einfach spenden können. Dies unterstützt den Kreislauf der Überproduktion und den anhaltenden Trend zur Fast Fashion, bei dem Kleidung immer schneller und billiger produziert und entsorgt wird.

Was passiert wirklich mit der Kleidung?

In Österreich werden die gesammelten Kleidungsstücke zunächst sortiert. Ein kleiner Teil wird in Secondhand-Läden verkauft oder an Bedürftige verteilt. Ein Großteil der Kleidung wird exportiert, vor allem nach Afrika und Asien, oder zu Putzlappen und Dämmmaterialien verarbeitet. Der Export ist jedoch umstritten, da er lokale Märkte stören kann und einen negativen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Zudem landen viele der exportierten Kleidungsstücke schließlich doch im Müll, was die erhoffte Ressourcenschonung infrage stellt.

Tipps für eine nachhaltige Spende

Spende bevorzugt an sozialwirtschaftliche Betriebe und achte darauf, nur gut erhaltene und saubere Kleidung in verschlossenen Säcken zu spenden. Vermeiden die Nutzung ungenügend beschrifteter Container und überfülle keine bereits vollen Container. Wenn du einen vollen Container vorfindest, informiere die zuständige Organisation.

Umweltfreundlichere Alternativen zu Altkleidersammlungen

1. Längere Nutzung von Kleidung:

Die einfachste Methode, den hohen Ressourcenverbrauch durch Textilien zu reduzieren, ist, Kleidung länger zu tragen. Hochwertige, zeitlose Stücke, die gut gepflegt werden, können über viele Jahre hinweg genutzt werden. Dies reduziert die Notwendigkeit für Neukäufe und schont die Umwelt.

2. Reparatur und Upcycling:

Anstatt Kleidung wegzuwerfen, können kleine Reparaturen oft ihre Lebensdauer verlängern. Upcycling bietet die Möglichkeit, aus alten Kleidungsstücken neue, einzigartige Teile zu kreieren, was nicht nur Ressourcen spart, sondern auch kreative Möglichkeiten eröffnet.

3. Kleidung tauschen und leihen:

Kleidertauschpartys oder Online-Plattformen, auf denen Kleidung getauscht werden kann, sind nachhaltige Alternativen zum Neukauf. Ebenso gewinnt das Ausleihen von Kleidung für besondere Anlässe an Bedeutung, was den Bedarf an neuen Kleidungsstücken reduziert.

4. Nachhaltige Marken unterstützen:

Der Kauf von Kleidung aus nachhaltiger Produktion, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, trägt dazu bei, die negativen Auswirkungen der Textilindustrie zu verringern. Achte hierbei auf Gütesiegel und faire Produktionsbedingungen.

5. Kleidung zum Recyclen zurück ins Geschäft bringen:

Einige Marken bieten Programme an, bei denen alte Kleidung zurückgenommen und recycelt wird. Dies fördert die Kreislaufwirtschaft – aber nicht immer ist garantiert, dass auch diese Kleidung nicht letztlich am Müll landet, v.a. schwer recyclbare Kleidungsstücke, die aus mehreren Materialien bestehen.

Fazit

Altkleidersammlungen in Österreich haben zweifellos positive Aspekte, insbesondere wenn sie zur Wiederverwendung und Unterstützung sozialer Projekte beitragen. Allerdings gibt es auch erhebliche ökologische und soziale Herausforderungen, die nicht ignoriert werden sollten. Der nachhaltigste Weg, den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie zu reduzieren, besteht darin, den Konsum von Kleidung zu verringern, sie länger zu nutzen und verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Nur so kann die Textilindustrie langfristig nachhaltiger gestaltet werden.

Tipp: In der ORF-Dokumentation „Kleider machen Müll“ reist Lisa Gadenstätter nach Ghana und verfolgt die Spuren gespendeter Kleidungsstücke. Zu sehen auf Youtube.